Die Schule in den Bergen

nepal0554Die Schule in Sallerie liegt weit oben oberhalb des Dorfes. Eine Straße gibt es nicht. Der Weg

führt zu Fuß hinauf. Über Stock und Stein, kleine Bäche, an einem Gefängnis vorbei und an einem Kloster. Die Schule hatte Chenga mit aufgebaut. Chenga, der zu Pemas Familie gehört.

Wir waren morgens früh aufgestanden, hatten Rucksäcke und Reisetaschen mit unseren Geschenken gepackt und machten uns auf den Weg. Runter nach nepal0561Sallerie, rauf zur Schule.

Kinder oder Berge – das ist hier die Frage

Schon um 6.30 Uhr stand Gabi vor meiner Tür. „Regina, sie sind da“, rief sie begeistert. Sie meinte die Berge, ich verstand: die Kinder und arbeitete mich direkt aus meinem Traum, in dem ich kein Geld für den Bus hatte und stattdessen singen sollte, in meine Bergstiefel. Die Sicht war traumhaft. Die weißen Gipfel de 7000er leuchteten im Sonnenaufgang.

Geschenke statt Strafe

Ich war froh, dass ich feste Bergstiefel dabei hatte. Die Kinder wussten nicht, dass wir kommen. Wir hatten erst am Tag zuvor entschieden, der Schule einen Besuch zu machen. Die Kinder waren ins Schulbüro gerufen worden. Sie saßen da und sahen aus, als wüssten sie nicht, was sie ausgefressen hatten, aber dass sie ganz sicher mit einer Strafe zu rechnen hätten. Doch als es statt der Strafe dann Geschenke gab, tauten sie langsam auf. Auch hier waren es alles Kinder, die unsere Mitbringsel wirklich gut gebrauchen konnten. Nicht jedes der Kinder hat Eltern. In der Schule wird für sie gesorgt. Sie haben einen Platz, wo sie hingehören, ein Dach überm Kopf und bekommen regelmäßig etwas zu essen. Dass sie hier sein können, ermöglichen ihnen die Paten mit ihren monatlichen Zahlungen an die Schule. Für 20 Euro im Monat bekommen sie hier nicht nur Bildung, sondern auch ein Heim und werden verpflegt.

„Bergsteigen ist gefährlich“

Einige der Kinder kommen aus dem Sherpa-Gebiet. Hier leben die Bergführer und Träger, die Reisegruppen auf Trekkingtouren und Expeditionen in die Höhen des Himalayas begleiten. „Wenn jemand von uns zu einer solchen Tour aufbricht, rechnen wir mit der Möglichkeit, dass er nicht zurück kommt“, sagt Thienle, der als Bergsteiger ebenfalls Expeditionen begleitet. „Die Touren sind gefährlich, dessen sind wir uns bewusst.“ Bevor einer von ihnen, ein „Sherpa“, aufbricht, werden die Dinge geregelt, die nötig sind, falls er im Berg bleibt. Die Vorsorge für die Familie gehört dazu. „Wann immer dann jemand zurück kommt, feiern wir ein großes Fest“, erzählt der Bergführer. Dabei geht es dann um Dankbarkeit dafür, heil nach Hause gekommen zu sein.

Der Rückweg war steil, steinig und glitschig

Der Rückweg ins Dorf war fast noch schwieriger als der Weg nach oben zur Schule. Es war steil, steinig und an manchen Stellen glitschig. Und natürlich passierte es mir: Ich achtete nicht auf meinen Weg, trat auf einen nassen Schlauch und lag auf dem Hintern. Zum Glück hatte die Reisetasche meinen Sturz weitestgehend abgefangen. Nur das Knie, das tut seitdem ein bisschen weh.

Das Essen in der Unterkunft, in der am Tag davor die Kinder übernachtet haben, war grauslich und nur mit viel Ketchup genießbar. „Das Essen da oben in Phaplu ist nie besonders gut“, grinste Thienle, als wir ihm später davon erzählten.

Tauschgeschäfte: Huhn gegen Schuhe

Das Wetter war ein Traum. Wir liefen nach Sallerie Bazar. Mitten im Ort war ein großer Platz, auf dem die Menschen sich einmal in der Woche trafen und mitbrachten, was die Felder oder das Handwerk hergab und dann wurde getauscht. Ein Huhn gegen ein paar Schuhe, Stoffe gegen Reis oder Gemüse. Hier unten wohnte auch die Familie eines kleinen Mädchens, das auch Pema hieß, wie unsere Gastgeberin. Die Familie lebt in einem Raum, in dem gekocht, gelebt und geschlafen wird. Wir bekamen Tee und Gebäck. Wir unterhielten uns, die Männer kamen nach Hause und setzten sich dazu.

Bergpfade mit Wäldern und Aussicht

Chengas Bruder lebt hier auch in den Bergen. „Wir können nicht einfach wieder zurück nach Katmandu fahren, ohne ihn besucht zu haben“, entschied Pema, die große. Schließlich ist man nicht immer so nah an seinem Haus. Der Weg führte nach oben. Bergpfade, Wälder und eine wunderbare Aussicht, die Berge des Himalayas im Blick. Chengas Bruder war nicht zu Hause. Nur ein paar Ziegen und ihre Zicklein. Im Dorf darüber fand eine Hochzeit statt. Schwierig, vorbei zu gehen, ohne mitzufeiern. Dafür bekamen wir jeder einen Schal, ein Gebetstuch, das uns schützen und Glück bringen soll. Den dritten an diesem Tag.

Als wir in unserer Lodge ankamen, war es dunkel. Es gab Dal Bad (Linsen und Reis).

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