Aktuell: Medizin-Projekt November 2017

Zurück aus Nepal

– Wochen, die wie im Flug vergehen, Bekanntes und Neues, Eindrücke, die nachklingen…

Die medizinischen Teams sind zurück vom Einsatz im oberen Aruntal und im Langtang-Gebiet.

Intensive Monate der Vorbereitung gingen diesen Herbsteinsätzen voraus. Nach Ankunft in Kathmandu und letzten organisatorischen Abstimmungen starten wir – Dr. Friedrich Feurer, Hebamme Pramika aus Kathmandu, Petra Alfreider aus Südtirol, Dr. Rainer & Anne Claußnitzer – am 02.11.2017 mit einem Inlandsflug nach Tumlingtar.

Per Jeep geht es nach Khandbari, wo wir den Koordinator des Einsatzes im Aruntal – Tsedar Bhutja – treffen. Es ist ein fröhliches Wiedersehen; bereits zum sechsten Mal arbeiten wir zusammen.

Einen Teil der Strecke in Richtung Hatyia im oberen Aruntal, die wir letztes Jahr noch laufen mussten, können wir mit einem Jeep fahren – wobei das der falsche Ausdruck ist: bewältigen ist treffender! Wie in vielen Regionen Nepals werden auch hier Pisten in die Landschaft gebaggert, die dann mühsamst vom Jeep- und Lkw-Verkehr festgefahren werden. Einige Monsunregen und Erdrutsche später wird dann die Straße befestigt…

Einen ganztägigen Fußmarsch weiter kommen wir wohlbehalten in Hatyia an. Das Gepäck mit umfangreicher medizinischer Ausrüstung wurde von Trägern nach oben gebracht. Das wertvolle mobile Sonographiegerät für den healthpost blieb allerdings immer bei Dr. Rainer im Rucksack!

Nach herzlichem Empfang durch Bevölkerung und öffentliche Vertreter mit schönem Sherpatanz zur Begrüßung beginnt dann zügig die Arbeit. Pramika erteilt wunschgemäß sechs Hebammen aus der Region intensiven Unterricht zu Komplikationen während Schwangerschaft und Geburt, sowie zu Frauen- und Kindergesundheit. Dicht gedrängt ist der Themenkatalog und es ist den Teilnehmerinnen ein wirkliches Bedürfnis, viele Fragen aus dem praktischen Alltag anzusprechen.

Parallel hält Dr. Friedrich Sprechstunde für knapp dreihundert Patienten ab (was allein einen Bericht wert wäre) und Anne Claußnitzer kann nach einfachen Augentests wieder viele Patienten mit einer halbwegs passenden Brille glücklich machen. Das verdanken wir nach wie vor Frau Dieckmann von Optik Möller in Reutlingen, die uns unverzagt nicht mehr benötigte Brillen ausmisst und beschriftet – erneut vielen herzlichen Dank dafür!

Ganz wichtig in diesen Tagen ist das Training für Phurpu, den haelthworker  an der neuen „ultrasound machine“! Spendengelder ermöglichten es im Voraus, ihn praktisch in Khandbari intensiv von einem Kollegen schulen zu lassen – nun gilt es, das neue Gerät möglichst schnell optimal zu nutzen. Dr. Rainer vermittelt täglich so viel Information und praktische Übung wie möglich, fragt Diagnosen und mögliche Konsequenzen ab. Auch hier geht es um fragliche Lageanomalien bei Schwangerschaften, um Nieren- oder Gallensteine und evtl. freie Flüssigkeit im Bauchraum. Dazwischen finden kleinere Operationen und Wundbehandlungen statt.

Ergänzt wird das Programm durch workshops von Dr. Friedrich, Dr. Rainer und Anne über Hygiene und Erste Hilfe, wo durch den praktischen Übungsteil für Abwechslung und viel Spaß gesorgt ist.

Eine wirkliche Bereicherung des Teams ist Petra Alfreider, die zupackt, wo es gebraucht ist, mit den Kindern Müll sammelt und lustige Lieder dabei singt, als Modell für Erste Hilfe fungiert, von ihr gesammelte Spendengelder großzügig einbringt und – wenn nötig –  den Putzeimer intensiv einsetzt – Danke, Petra!

Den freien Samstag (bei uns Sonntag) nutzen Dr. Rainer & Anne Claußnitzer zum Aufstieg ins etwa eintausend Höhenmeter über Hatyia gelegene Dorf Houngoung, nahe der tibetischen Grenze. Auch hier wird der healthpost unterstützt und wir geben vor allem Verbandsmaterial ab. Die Freude über das Wiedersehen ist beidseitig! Sauber und gut geführt ist diese Krankenstation und wir haben große Achtung vor der Arbeit in dieser schwierigen Umgebung.

Natürlich ist für uns der Fortgang des Kardamom-Projektes von Interesse (siehe Bericht November 2016) und wir sehen uns im Dorf um, wie nach der Ernte dieses Gewürz weiter behandelt und verarbeitet wird. Derzeit größtes Problem ist die Trocknung über Holzfeuer, was unregelmäßige Wärme abgibt und zu übermäßiger Abholzung der Umgebung führt. Deshalb treibt Tsedar den Genehmigungsprozess für eine Hydro-Power-Station voran, um das Dorf mit ausreichend Strom  zu versorgen und elektrische Trocknung des Kardamom zu ermöglichen. Wir versprechen, ihn so gut wie möglich dabei zu unterstützen.

So neigen sich ausgefüllte Tage in Hatyia schneller als gedacht dem Ende entgegen und wir verlassen nach Evaluierungsrunde und Übergabe der Teilnahmezertifikate von guten Wünschen begleitet das Dorf, um wieder nach Khandbari zu gelangen.

Einen Zwischenstopp legen wir in Simma ein: hier konnten wir einem Patienten mit einer Not-0p. vor einem Jahr das Knie wieder in Ordnung bringen (siehe Bericht November 2016). Wunderbar verheilt ist das Gelenk und voll beweglich – das ist ein schönes Ergebnis! Auch hier übergeben wir dem Team des healthposts vor allem Verbandmaterial, Medikamente und Spielzeug für kleine Patienten.

In Khandbari angekommen besuchen wir wieder das Hospital und sind positiv überrascht: es gibt wirkliche Veränderungen! Eine 24-Stunden-Notversorgung und ~-Notapotheke wurde eingerichtet, eine neue Röntgeneinheit in Betrieb genommen, der Vorplatz gepflastert und weitere Umbauten projektiert. Der neue Leiter ist von beachtlicher Tatkraft und wird hoffentlich noch weitere Verbesserungen umsetzen können. Mit Tsedar vereinbaren wir in einem abschließenden Meeting in engem Kontakt zu bleiben, um die Entwicklung in Hatyia gezielt voranzutreiben.

Der Inlandsflug nach Kathmandu ist diesmal besonders schön; ganz nah fliegen die Piloten an der Himalayakette entlang!

Ein Tag in Kathmandu bleibt für Meetings und zum Umpacken. Petra Alfreider und Dr. Friedrich Feurer starten in Richtung Heimat, Dr. Martin Hust kommt zum Team und dann fahren wir wieder mit einem Jeep nach Syaphru Besi (ca. 1500 m). Mit zwei Trägern wollen wir nach Mundo (ca. 3500 m) gehen, oberhalb des vom Erdbeben vollständig zerstörten Ortes Langtang. Hier konnte der Rotznäschen-Verein den Neuaufbau eines healthposts aktiv unterstützen, sowie  Gabi und Adolf Nill tatkräftig die Nima-Lodge wieder aufbauen. Für Einheimische und Gäste wurde auch ein Wasserfilter PAUL installiert. Früh starten wir mit den beiden Trägern und können einen großen Teil der Strecke an diesem Tag bewältigen, so dass wir am anderen Tag schon mittags in Mundo sind.

Bewegend ist der letzte Teil des Weges über Geröll und Schutt der Lawine, die im April 2015 durch das Erdbeben ausgelöst wurde und den gesamten Ort Langtang unter sich begrub. Auch unsere Bilder aus dem Herbst 2014 von dieser landschaftlich so wunderbaren Gegend sind historische…

Die Begrüßung in der Nima-Lodge ist herzlich und die Gastgeschenke werden dankbar in Empfang genommen. Wir freuen uns, dass ausreichend Gäste kommen und der Familie ein Einkommen sichern.

Abends werden wir zu einer Schamanen-Zeremonie eingeladen, die uns eine ganz andere Welt zeigt und bis in die Morgenstunden  andauert

Am nächsten Tag sind wir im healthpost, sortieren und strukturieren das Material, übergeben wieder Verbandsstoffe und Medikamente, dann kommen Patienten zur Behandlung.

Auch hier sind die Wege zu einer kompetenten ärztlichen Versorgung sehr lang und wir fragen uns, ob gerade ältere Menschen diese Wege noch bewältigen können…

Herzlich ist später der Abschied und wir steigen noch gut zwei Stunden ab, um die Strecke für den nächsten Tag zu verkürzen. In einer kleinen Lodge übernachten wir und nehmen  am anderen Morgen knapp 2000 Hm Abstieg nach Syaphru Besi unter die Füße. So gut kommen wir voran, dass noch ab Nachmittag die Fahrt nach Kathmandu möglich ist. So gewinnen wir einen Tag, um Gepäck, Erlebnisse und Eindrücke zu sortieren.

Mit Pema Doma Sherpa im Kathmandu View Hotel besprechen wir die weitere Zusammenarbeit, mit Karma von der Bodie Kailash School einen möglichen medizinischen Einsatz nächstes Jahr.

Nach der mit Spenden finanzierten Operation eines kleinen Mädchens können wir die medizinische Behandlung zweier kranker Kinder und deren Finanzierung ebenso vereinbaren, wie die Fortführung der workshops. Die nächsten Patienten:

Unbehandelte Ellbogenfraktur bei sechsjährigem Buben, jetzt, nach drei Monaten, eingesteift.

Lippen-Kiefer-Gaumenspalte

 

So verlassen wir etwas erschöpft aber recht zufrieden Kathmandu, um nach Deutschland zurück zu kehren. Allen, die unsere Arbeit so großzügig und engagiert unterstützen sei wieder ganz herzlich gedankt!

 

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