Katmandu

nepal0716Das Leben findet draußen statt. Ich gehe durch die Stadt. Ich genieße es. Kinder spielen, Frauen waschen ihre Wäsche, Waschen sich, ihre Haare, sie kämmen sich gegenseitig. Handwerker gehen ihrem Geschäft nach, fertigen Schuhe an, schneidern, nähen, fertigen Schmuck, verkaufen ihre Waren. Metzger schlachten Hühner und Ziegen, zerteilen das Fleisch, bieten es an. An den kleinen und größeren Tempeln, die fast an jeder Ecke zu finden sind, wird gebetet, es werden Kerzen angezündet. Glocken werden angeschlagen, Klangschalen, Gebetsmühlen gedreht. Auf der Straße sammeln große und kleine Männer Steine, die für den Wiederaufbau der eingefallenen Häuser verwendet werden können. Überall wird gebaut, repariert. Manchmal fast professionell, manchmal mehr oder weniger provisorisch. Es muss funktionieren. Das ist die Hauptsache. Die Menschen brauchen ein Dach überm Kopf.

Nicht jeder hat ein Dach.

Alles scheint möglich

Doch die Menschen wirken fröhlich, entspannt, glücklich. Sie singen, überall hört man Trommeln und Pfeifen. Heute ist Samstag. Der Sonntag der Nepali. Unterwegs sehe ich drei Hochzeiten. Katmandu hat eine ganz besondere Atmosphäre. Alles scheint möglich, Wünsche gehen in Erfüllung.

Heute morgen hatten wir die Patenkindern aus den verschiedenen Himalaya-Bergdörfern, die hier in Katmandu zur Schule gehen, eingeladen. Pema hat Geschenke gekauft. Schönes und Nützliches für die Schule, Rucksäcke, Spielzeug, Lernspielzeug, Bälle und warme Jacken. Pema leitet das Hotel, in dem wir rundherum wohl fühlen. Pema Doma Sherpa. Pema ist der Vorname, den viele haben. Aus dem ersten Namen geht noch nicht hervor, ob es eine Frau oder ein Mann ist. Das klärt der zweite Name. In diesem Fall Doma. Der Nachname ist immer die Gegend, in der die Nepali geboren sind. Pema heißt Sherpa nach ihrem Mann, der vor etwa sechs Jahren gestorben ist.

nepal0025„Er war ein wundervoller Mensch“

Ngima Sherpa stammte aus einem armen kleinen Dorf in den Bergen. Er fiel auf, weil er klug war und gerne lernte. Er bekam ein Stipendium für die Schule, kam nach Katmandu, heiratete Pema und übernahm die Leitung des Hotels „View Hotel“ für die Reiseagentur Diamir mit viel Erfolg. Um anderen Kindern aus entlegenen Bergdörfern, die sonst nie die Chance gehabt hätten, eine Schule zu besuchen, die gleiche Chance zu geben, die er damals gehabt hat, setzte er sich dafür ein, dass möglichst viele Kinder aus seinem Heimatdorf zur Schule gehen konnten, kümmerte sich darum, Paten für diese Kinder zu finden, die ihm bei der Finanzierung helfen. „Er war einfach ein wunderbarer Mensch“, sagt Gabi Nill, die Vorsitzende des Vereins „Nepali Rotznäschen“, die auch schon zu seinen Lebzeiten mit ihm zusammen gearbeitet hatte.

nepal0068Katmandu View Hotel – eine Oase

Sein Tod war ein herber Verlust, nicht nur für seine Familie. Zu seinem Andenken gründete Pema die „Ngima Foundation“, mit der sie seine Arbeit bis heute weiterführt. Sie lernte Deutsch und Englisch, leitet das Hotel. Sie sorgt dafür, dass auch ihre Mitarbeiter regelmäßigen Deutsch- und Englisch-Unterricht erhalten. Auf unserer Tour ist Pema unsere Reiseleiterin. Das Hotel ist eine kleine Oase in Katmandu. In der man einfach genießen kann, was auf dem Tisch kommt. Auf dem Dach sorgt eine Solaranlage für eine Energiegrundversorgung, wenn in Katmandu die Lichter ausgehen, was mehrmals am Tag geschieht. Eine Wasseraufbereitungsanlage liefert sauberes Wasser. Das ist sonst in Katmandu eher eine Seltenheit. Dieses Wasser ist der Grund dafür, weshalb empfohlen wird, sich vor dem Nepal-Besuch gegen Hepatitis und Typhus impfen zu lassen. Wer einmal gesehen hat, wie das Wasser in den Flüssen hier aussieht und riecht, weiß, warum die Impfungen nötig ist.

Es fehlt das Geld

Die Nepali tuen, was sie können, doch es ist zu viel nötig, es fehlt das Geld und es ist viel mehr als der gute Wille nötig, um für mehr Hygiene zu sorgen. Viele Menschen sind krank, sterben früh. Die Menschen aus den Bergen haben oft Herzprobleme. Vielleicht liegt es an der dünnen Luft in den Höhenlagen über 3000, 5000 Metern? Vielleicht muss das Herz dort mehr leisten als in der Ebene? Oft jedenfalls ist es zu groß, sagen diejenigen, deren Angehörige Herzprobleme haben. Die kleine Kapina konnte bei uns in Deutschland operiert werden. Inzwischen ist sie verheiratet und hat einen kleinen Sohn. Vielleicht können wir nicht die ganze Welt retten, aber hin und wieder jemandem ein bisschen mehr Lebensqualität zu ermöglichen, ist doch auch schon ein kleiner Beitrag.

Begabter Zeichner und Fotograf

Tensing konnte aufgrund einer Krankheit als kleines Kind nicht hören. Adolf und Gabi Nill haben ihn nach Deutschland geholt und ihm mit Hilfe ihres Rotznäschenvereins und Ärzten, die hier ebenfalls kostenlos geholfen haben, ein Hörgerät anpassen lassen. Inzwischen ist er 23 Jahre alt, ein ganz wunderbarer Beobachter, begabter Zeichner und Fotograf mit dem Blick für technisch einwandfrei gestaltete lebendige Fotos. Auch wenn er trotz allem nicht perfekt hört und auch das Sprechen schwierig ist, ist der Kontakt, das miteinander „reden“, unkompliziert. Das Hörgerät trägt er immer. Es ist ihm eine große Hilfe.

nepal0044Eine tolle Frau

Pema ist einfach eine tolle Frau. Sie hat ihr Hotel gut im Griff, kümmert sich um die Kinder, ist uns Reiseleiterin und Dolmetscherin, zeigt uns ein Nepal, wie es nicht viele Touristen zu sehen bekommen, organisiert und arrangiert, und sorgt dafür, dass die Spenden aus Deutschland genau da ankommen, wo sie gebraucht werden.

Wir fühlen uns sauwohl bei ihr.

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